Rund um Wöpel
Dieser Artikel ist aus der Volksstimme vom Sommer 2009!
Volksstimme, 17.06.2010
Dieses Foto zeigt die Einfahrt nach Wöpel aus Richtung Mühle im August 2011.
Und wie jeder erkennen kann, hat es die Gemeinde nach über 2 Jahren noch nicht geschafft, dass Wöpel dort ein Ortseingangsschild hat!
Nun ist es geschaft, Wöpel hat entlich alle Ortsschilder!
Herbst 2011
Volksstimme, 14. April 2010
Elfriede Schröder erinnert sich an den Einzug der Amerikaner in Wöpel vor 65 Jahren
Weißes Handtuch gehisst
13. April 1945: Die amerikanischen Panzer rollten in Wöpel ein. Die heute 89-jährige Elfriede Schröder erinnert sich an jenen Tag vor 65 Jahren. Sie hat das Erlebte in einem Buch für ihre vier Kinder niedergeschrieben, damit es nicht in Vergessenheit gerät.
von Anke Pelczarski
Wöpel. „Ein Gerücht machte damals in Wöpel die Runde, dass es am 10. oder 11. April in Beetzendorf Lebensmittel ohne Marken gibt“, erzählt Elfriede Schröder über das Geschehen vor 65 Jahren. In dieses Dorf flüchtete sie am 23. Februar 1945, einen Tag nach dem Bombenangriff auf den Salzwedeler Bahnhof, mit ihren Kindern Dörte (geboren 1942) und Henrike (geboren 1944). Dort waren ihre Schwiegereltern zu Hause. „Also radelte ich über Siedenlangenbeck und Audorf nach Beetzendorf. Dort sah ich amerikanische Panzer, die gen Apenburg rollten“, schildert die heute 89-Jährige. Sie habe nicht gewusst, ob sie sich trauen sollte, weiter zu fahren. Aber die Bewohner schauten ruhig aus dem Fenster, die Panzer fuhren weiter. „Über Schleichwege bin ich zum nächsten Kolonialwarenhändler. Die Verkäuferin hat mir die Tasche gefüllt mit Lebensmittel, die wir längst nicht mehr kannten. Ich musste keine Marken abgeben, nichts bezahlen“, erzählte Elfriede Schröder. Denn die Angst sei umgegangen. Keiner wusste so recht, was er vom Einzug der Amerikaner halten sollte. Zurück in Wöpel, habe sie über das Erlebte berichtet. Sofort wurde der Ofen angeheizt, um alles zu verbrennen, was an die Nationalsozialisten erinnerte. Am 12. April 1945 habe sie nachmittags Gefechtslärm gehört. Dieser kam aus Rohrberg, wo der Volkssturm Salzwedel gegen die Amerikaner kämpfte. Es habe viele Tote gegeben. Einen Tag später seien die Panzer nach Wöpel vorgedrungen. Elfriede Schröder hat in ihren Erinnerungen niedergeschrieben, dass Töchterchen Dörte morgens auf der Straße spielte. „Ich hörte die Panzer rollen, konnte aber nichts entdecken“, sagte sie. Dann waren die Fahrzeuge schon im Ort. Schnell rannte sie vors Haus. Die Zweijährige saß weinend auf dem Trittenstein, denn sie kam noch nicht an die Klinke. „Ich habe sie schnell reingeholt und ein weißes Handtuch aus dem Fenster gehangen, als Zeichen der Kapitulation“, sagte die Seniorin, die heute bei ihrer Tochter in Benkendorf lebt. Plötzlich seien Amerikaner auch in ihre Küche gekommen. „Sie haben ‚Eggs’ gebrüllt. Da ich sechs Jahr englisch gelernt habe, konnte ich übersetzen, dass sie Eier haben wollen. Schwägerin Anna ging in die Speisekammer und holte welche. Da zogen die Amerikaner weiter“, berichtete Elfriede Schröder. Unzählige Panzer seien viele Stunden lang durch Wöpel gerollt, in Richtung Valfitz. Dann habe sie das Dröhnen der Panzer aus Siedenlangenbeck gehört. Der Grund: Zwei Brücken zwischen Wöpel und Valfitz seien durch die Last zerfahren gewesen.
Am 19. April seien die Amerikaner mit Jeeps in den Ort gerollt. Sie seien in jedes Haus gekommen, auch in ihres. „Dank meiner Englisch-Kenntnisse verwies ich darauf, dass ich zwei kleine Kinder habe, aus Salzwedel evakuiert wurde und nicht wisse, wo ich hin soll“, sagt sie.
Der Kommandant wollte wissen, wie viele Babys und Alte in Wöpel wohnen würden. „Als er die Zahl hörte, gestattete er, dass die Betroffenen in Häusern am Anfang und Ende des Dorfes wohnen bleiben könnten“, fügt sie hinzu und beschreibt: „Ich teilte mir mit sieben Kindern drei Betten in einem Schlafzimmer bei Krauses“.
Dort stellte sie fest, dass sie den Windeleimer im Haus der Schwiegereltern vergessen hatte. Also ging sie mit der kleinen Dörte zurück. „Ich fand den Windeleimer zwischen Sofa und Klavier gefüllt mit Alkohol“, schilderte Elfriede Schröder. Mit Hilfe ihrer Englisch-Kenntnisse und Vokabeln aus dem Wörterbuch machte sie den Soldaten klar, wofür sie das Gefäß benötigt. „Sie haben den Alkohol in andere Gefäße umgekippt. Dann durfte ich den Windeleimer mitnehmen“, erinnerte sie sich. Die Soldaten hätten ihr zudem Schokolade mitgegeben, die sie als „Betthupferl“ an die Kinder verteilte. Viele von ihnen hatten diese Nascherei noch nie genossen.
Was hat Elfriede Schröder in jener Zeit gespürt? „Angst, weil wir nicht wussten, ob uns die Amerikaner etwas antun. Aber das habe ich nicht gezeigt.“